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Wenn dein Selbstwert am Boden liegt

Eine Schultasche vollgestopft mit Angst

Rot. Überall Rot beim Öffnen meines Schulheftes. „Als hätte man ein Huhn geköpft“ spottete mein Vater. Meine Freude, dass ich endlich schreiben lernen werde, währte nicht lange. „Du musst ja nur von der Tafel abschreiben. Da brauchst du keine Fehler machen!“, schimpfte die Mama.

Bevor ich selbst in die Schule kam, hatte ich geglaubt, fünf Schulnoten gäbe es nur theoretisch, praktisch gibt es nur 1 und 2. Etwas anderes hatten meine vier älteren Geschwister nie nach Hause gebracht.

Die Mitschüler*innen legten nacheinander die Füllfeder auf den Katheder und ich hatte noch nicht einmal die Hälfte geschafft. Die kleine Barbara bekam Bauchweh. Von Lese- Rechtschreibschwäche hatte damals noch niemand gehört.

Das Selbstwertgefühl zu Tode getragen

Versagensängste prägten meine ersten Schulwochen. Alle anderen sind besser, schneller. Alle meine Geschwister „lernten leicht“. Ich nicht. Mein Selbstwertgefühl wurde durchlöchert.

Mit Schelten und viel Nachsitzen, üben und auswendig lernen von Regeln hatte ich die Schule doch irgendwie geschafft. Später, als die Beurteilung mehr Wert auf Inhalt denn auf Rechtschreibung legte, machte das Lernen endlich Spaß.

Das Loch im Selbstwertgefühl stopfen

Im Artikel Die Dümmste von allen schrieb ich über eine Situation, in der sich das Mädchen aus der Volksschule in mein Erwachsenen-Leben gedrängt hatte. Traumatische Kindheitserinnerungen schlummern in uns, doch wehe wenn sie angepickt werden. Wir fühlen uns plötzlich klein und unbedeutend, ausgeschlossen, angeprangert.

Was können wir tun, wenn unser Selbstwert am Boden liegt? Das Innere Kind aufsuchen und liebevoll umarmen ist eine lebenslange Aufgabe, die sich auf jeden Fall lohnt. Aber manchmal brauchen wir schnell ein paar Tools, um uns zu regulieren.

Erste Hilfe, wenn unser Selbstwert am Boden liegt

1. Abstand nehmen

Wenn du bemerkst, dass du dich klein und unsicher fühlst, schau, dass du aus der Situation kurz aussteigen kannst. Geh zum Fenster und hole tief Luft. Suche die Toilette auf. Hol dir etwas zu trinken. Wenn das nicht möglich ist, zieh dich innerlich kurz zurück – schließe die Augen oder senke deinen Blick um ganz bei dir zu sein. Nimm ein paar tiefe Atemzüge.

2. Erinnern

Erinnere dich daran, dass du jetzt erwachsen bist. Vielleicht fallen dir schwierige Situationen aus der Vergangenheit ein. Sag dir innerlich: Darum kümmere ich mich später.

Sag dir laut vor, wie alt du heute bist und wie weit du schon gekommen bist.

Hole dir in Erinnerung was du alles gemeistert hast, von Schulabschluss, Ausbildungen, Führerschein, Kinder, Haushalt, Jobs, Hobbys, …

3. Schreiben

  • Schreib mindestens zehn Dinge auf, die du gut kannst.
  • Schreib mindestens zehn Menschen auf, für die du wichtig bist oder die dir wichtig sind (Familie, Job, Freund*innen, Nachbar*innen, Menschen die dir im Alltag begegnen, …)
  • Schreib mindestens zehn Dinge auf, die du gut gemacht hast.
  • Zähle auf, wofür du dankbar bist. Wenn dir zunächst nichts einfällt, beginne mit Alltäglichem, zum Beispiel, dass du satt bist, dass du in einem sicheren Land lebst, usw.
  • Schreib über eine Herausforderung die du gemeistert hast.
  • Scheib über Menschen, die an dich glauben.

4. Erfinde deine Geschichte neu

Schreib eine Geschichte über dich. Schreib in der Dritten Person. Schreib darüber, wie du bis hierher gekommen bist. Verleihe dann deiner Figur Superheldinnen Kräfte und erfinde deine Geschichte neu. Lass dich überraschen, wohin dich dein Schreibfluss trägt.

Wenn das Schreiben (noch) nicht zu deiner Lieblingsbeschäftigung zählt, finde eine andere Möglichkeit. Vielleicht magst du malen oder etwas gestalten. Im Wald spazieren gehen und dir selbst deine Geschichte erzählen oder vorsingen. Sei kreativ.

Übrigens: Wenn du die heilsame Kraft des Schreibens für dich entdecken willst, kann ich dir das Deep-Jolurnaling von meiner Kollegin und Freundin Laya sehr empfehlen. Wir waren gemeinsam in der Poesietherapie-Ausbildung und arbeiten auch mit- und füreinander.

Unser Selbstwert ist immer da

Du bist wertvoll. So wie jeder Mensch wertvoll ist. Das heißt, unser Selbstwert ist unantastbar. Das, was uns manchmal verloren geht, ist unser Gefühl dazu. Verurteile dich nicht dafür. Oft setzt sich eine Spirale in Gang. Wir fühlen uns unzulänglich und der innere Richter sitzt auf unserer Schulter und haut uns noch eins drüber.

Sei liebevoll mit dir selbst. Schenk dir eine Umarmung. Unternimm etwas, das das du gerne tust. Etwas, das dem Kind in dir Spaß macht.

Sei liebevoll mit der Erwachsenen und mit der Kleinen in dir!

PS: Meine geführten Reisen helfen dir, in liebevollen Kontakt mit dir und deinem Inneren Kind zu kommen.

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