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Was dir dein Widerstand sagen will

Eichhörnchen am Zaun

Widerstand als innerer Wegweiser

Die Abschlussprüfung naht. Es fällt mir schwer, mich zu konzentrieren. Ich brüte über den Skripten und in mir regt sich Widerstand, Ärger, Unmut und Gedanken wie: „Das geht sich nie aus. Das schaffe ich nicht.“ Nun bin ich aber so gestrickt, dass ich weiß, dass ich alles schaffe, was ich mir vornehme. Warum regt sich bei dieser Literatur so viel Widerstand? Manche Texte sind interessant, die meisten sind eine Aneinanderreihung von Fremdwörtern und verlangen akrobatische Glanzleistungen meines Gehirns, nebst parallellaufender Internetbefragung: „was bedeutet volitional? Was bedeutet sinister? Was bedeutet …“

Der Blick von außen hilft

Grundsätzlich macht mir Lernen Spaß. Ich liebe es, mir neues Wissen anzueignen, aber diesmal spießt sich irgend etwas. Da ich nicht vom Fleck komme und der Prüfungstermin immer näher rückt, suche ich meine Supervisorin auf. Sie hilft mir, Zusammenhänge zu verstehen und meinen Widerstand zu identifizieren.

Das innere Kind ist aktiviert

Als Kind hatte ich oft das Gefühl, etwas wird mir nur deshalb nicht erlaubt, damit ich meinen Kopf nicht durchsetzen kann. Ich hatte keinen erklärbaren Grund gesehen und schloss daraus: den Eltern ist es wichtig, dass sie recht haben. Meins zählt nicht. Autsch! Argumentieren half auch nicht, denn gegenüber Ohrfeigen sind alle Worte machtlos. Nochmals Autsch!

In meiner Kehle wird es eng, als ich meiner Supervisorin davon erzähle.

Trotz als Grenzwächter

Ein Schlag prallt gegen eine Grenze. Ich wahre meine Grenzen. Der Trotz beschützt mein Inneres Kind. Er hilft mir, mich nicht zu verbiegen, sondern meinen Gedanken, meinen Gefühle zu vertrauen. Meine Ideen nicht von anderen zertreten zu lassen. Ich will nichts so schlucken, wie ich es vorgekaut bekommen, ich will selbst denken. Hmmm.

Meinen eigenen Weg gehen

Jetzt erkenne ich den Zusammenhang mit der Prüfung. Der Herr Professor gibt vor, wir sollen seine Artikel lesen. Ich weiß, dass Antworten auch in anderer, leichter lesbarer Literatur zu finden wären – es würde mehr Zeitaufwand bedeuten danach zu suchen. Ich beschließe, diesen Umweg zu gehen. Vermutlich finde ich dabei noch andere interessante Dinge, andere Gedanken, Themen, Ausformulierungen, wer weiß. Und mein Gehirn darf selbst denken und festlegen, was davon brauchbar ist. Ich entscheide, womit ich mich weiter beschäftigen und noch vertiefen mag, unabhängig davon, ob das prüfungsrelevant ist oder nicht. Und da kommt sofort wieder die Lust am Lernen, mich in ein Thema einzulesen, Neues zu ergründen, Hintergrundwissen zu erforschen. Mein Gehirn hüpft vor neugieriger Freude.

Das innere Kind in Sicherheit bringen

Und das pubertierende Mädchen? Das den elterlichen Dogmen so machtlos entgegenstand? Ich krieche zu ihr unter die Ofenbank, dorthin, wo sie sich zurückgezogen hat, um ihre Wunden zu lecken. Ich versichere ihr, dass ich heute erwachsen bin und mich ihr Trotz so stark gemacht hat. Wir schaffen alles. Ab jetzt übernehme ich und du meine Kleine, du darfst spielen gehen. Ich passe auf dich auf! Nie, nie, nie mehr darf dir jemand Leid antun. Bei mir bist du in Sicherheit.

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