Viele sind skeptisch – und das zu Recht. Aber in Fällen wie beruflichem Stillstand, wiederholten Beziehungsmustern, familiären Spannungen kann eine Systemaufstellung neue Perspektiven eröffnen. In diesem Artikel erkläre ich dir, wie eine Systemaufstellung abläuft, wann sie wirklich hilft und worauf du achten solltest.
Eine Systemaufstellung hat nichts mit Esoterik zu tun
Ich bin immer wieder erstaunt, welche Geschichten über Systemaufstellungen herum kursieren. Aufstellungsarbeit ist eine Methode zur Selbsterforschung, ein hilfreiches Instrument auf dem Weg der Persönlichkeitsentwicklung. Eine Systemaufstellung hat nichts mit Voodoo oder Esoterik zu tun.
Es gibt einige wissenschaftliche Forschungsarbeiten zu dem Thema. (siehe unten).
Im 1:1-Coaching verwende ich immer wieder Elemente aus der Aufstellungsarbeit. In diesem Artikel erkläre ich dir, wie eine Systemaufstellung in der Gruppe vor sich geht.
Wann macht eine Aufstellung Sinn?
Manchmal gerät ein Coaching-Prozess ins Stocken, man kommt nicht vom Fleck. Ein Thema, das du schon so oft angeschaut hast lässt dich nicht los, es taucht immer und immer wieder auf, zeigt sich in unterschiedlichen Facetten. Dann kann eine Systemaufstellung sehr hilfreich sein, um die wahren Hindernisse zu ergründen und um hier weiter zu kommen.
Am Beginn steht immer ein Gespräch, bei dem wir klären, wozu die Aufstellung überhaupt dienen soll, wo du dir in deinem Leben Veränderung wünscht und wir klären, ob eine Systemaufstellung die geeignete Methode für dein Anliegen ist.
Was wird aufgestellt?
Im Vorgespräch einigen wir uns, welche Elemente aufgestellt werden. Das können Personen sein (Eltern, Kinder, Partner/Partnerin, Geschwister, Chefs/Chefinnen, Kollegen /Kolleginnen) und es können auch Ressourcen, Gefühle, Hindernisse und Ähnliches sein (die Angst, die Liebe, der Erfolg, die Schuld, die Lebensfreude, das Ziel, der Schmerz, usw. …), je nach dem, was für dich und dein Thema wichtig und passend ist.
Üblicherweise führe ich das Gespräch mit dir allein, noch bevor die Gruppe zusammenkommt.
Aufstellen mit Repräsentant*innen
Du wählst dann aus der Gruppe für jedes Element eine Person. (= Repräsentantin / Repräsentant) aus. Ich leite dich an und du führst sie nach und nach in den Raum, bis du intuitiv einen passenden Platz findest. Dabei kannst du nichts „richtig“ oder „falsch“ machen. Du stellst ohne viel nachzudenken dein inneres Bild von deinem „Problem“ in den Raum.
Dann kannst du dich setzten und dem Geschehen von Außen zuschauen. Ich stelle den Repräsentant*innen Fragen, mache Vorschläge, stelle um, … ein Prozess entsteht. Das Ziel ist, jedem Element einen passenden Platz zu geben um eine Klärung für dein Thema zu finden.
Was sind Repräsentantinnen / Repräsentanten?
Personen, die sich als Repräsentantinnen zur Verfügung stellen, müssen von dir und deinem Leben gar nichts wissen. Sobald sie in den Raum geführt werden, schlüpfen sie automatisch in die Rolle.
Als Repräsentant oder Repräsentantin brauchst du weder etwas Besonderes können noch benötigst du ein Vorwissen. Deine Bereitschaft, mitzumachen und dich einzulassen reicht. Ich führe durch den Prozess, stelle Fragen und du achtest auf deine Gefühle, deine Körperwahrnehmungen, Gedanken oder Sätze, die auftauchen, usw.
Wenn du es einmal erlebt hast, kannst du es ganz leicht verstehen. Es passiert, du kannst dich gar nicht entziehen. Wir im Fachjargon sprechen von repräsentierender Wahrnehmung.
Aufstellungsarbeit in der Theorie zu erklären ist viel schwieriger als sie praktisch zu erleben.
Am Ende jeder Systemaufstellung nimmst du den Platz deiner Reprästentantin ein. Auch hier führe ich dich, damit du die Erfahrungen gut aufnehmen kannst. Die anderen „entrollen“ sich wieder. Normalerweise geht das ganz einfach, manchmal braucht jemand noch Unterstützung. Auch dazu gibt es verschiedene Methoden und Techniken. Ich achte immer gut darauf, dass sich jede und jeder wieder ganz entrollt und als sie oder er selbst nach Hause geht.
Warum stellen sich Menschen als Repräsentantinnen zur Verfügung?
Diejenigen, die schon einmal dabei waren, wissen es:
So gut wie immer nehmen sich alle Beteiligten auch etwas für das eigene Leben, fürs eigene persönliche Weiterkommen mit.
Viele unserer Themen, an denen wir straucheln, sind archetypisch. Drum können wir anhand einer Aufstellung für andere auch eigene Stolpersteine erkennen und überwinden. Das sind die Geschenke aus den Rollen.
Als Repräsentantin dabei zu sein ist eine günstige Möglichkeit der Selbsterfahrung.
Trittbrettfahren ist erlaubt 😊.
Systemaufstellung-PLUS+
Wie ich eingangs schon hingewiesen habe, ist eine Aufstellung kein Zaubermittel.
Eine Aufstellung ist eine kraftvolle Methode auf dem Weg der Persönlichkeitsentwicklung. In einem kurzen Prozess (eine Aufstellung dauert meist eine gute Stunde) kann sich viel zeigen, viel verändern. Um diese Erkenntnisse und neuen Sichtweisen auch gut in den Alltag zu integrieren, habe ich das Format System-Aufstellung-Plus+ entwickelt.
Systemaufstellung-Plus+ beinhaltet neben dem ausführlichen Vorgespräch und der Aufstellung in der Gruppe das Angebot einer online-Coaching-Einheit nach der Aufstellung. Dabei schauen wir, ob noch etwas offen geblieben ist. Manchmal ist etwas Nacharbeit erforderlich, damit du aus deiner Aufstellung für dein Leben optimal profitierst!
Andere Bezeichnungen
Je nach „Schule“ oder Thema wird Aufstellungsarbeit manchmal unterschiedlich bezeichnet:
Systemaufstellung, Familienaufstellung, Systemische Strukturaufstellung, Organisationsaufstellung, Problemaufstellung, Lösungsaufstellung, Tetralemma, …
Das Prinzip ist immer gleich: Mit Hilfe von Stellvertreter*innen stellst du dein inneres Bild in den Raum.
Wann macht eine Systemaufstellung keine Sinn
Die Systemaufstellung ist ein hilfreiches Instrument, sie kann Türen öffnen, Blockaden aufdecken, Zusammenhänge sichtbar machen, und vieles mehr.
Die Aufstellung ist jedoch kein Mittel, um zum Beispiel Depressionen oder andere psychische Krankheiten zu heilen. Bei somatischen Beschwerden kann die Aufstellung einen Hinweis geben, „was uns die Schmerzen sagen wollen“. Sie ersetzt aber nicht die medizinische Versorgung.
Auch „pure Neugier“ ist kein Indikator für eine Aufstellung. Wir können unser eigenes Leben, unser Empfinden und unser persönliches Wachstum beeinflussen. Es steht uns aber nicht zu, in fremden Systemen „herum zu graben“.
Ein Beispiel: „Ich möchte, dass es meiner Mama besser geht“ – Das ist kein Auftrag für eine Aufstellung. Die Mama ist für sich selbst verantwortlich. Was wir statt dessen beleuchten könne, wäre: Wie kann ich gut auf mich schauen oder mich abgrenzen? Wie können wir die Kommunikation verbessern? usw.
Skepsis ist angebracht
Da Aufstellungsarbeit inzwischen in vielen Ausbildungen als Methode gelehrt wird, gibt es auch ein reiches Angebot. Skeptisch solltest du sein, wenn die Aufstellung als Allheilmittel angepriesen wird. Schau dir den Kontext an: Welche Grundausbildung hat die Person? Steht eine solide Beratungsausbildung im Hintergrund? Wird ein Nachgespräch angeboten, falls etwas offen bleibt?
Ein Satz meines Professors Anton Leitner an der Uni ist mir heute noch präsent: „Es ist so leicht, Unheil in den Menschen anzurichten.“
3 Antworten
Liebe Barbara!
Ich bin jetzt zufällig aug deine Seite über die Claudia Colb gestoßen.
Seit Jahren bin ich ca. 6 x im Jahr als Repräsentant bei Familienaufstellungen.
Mich persönlich hat das sehr wachsen lassen und bin immer mehr feinfühliger geworden.
Zu sehen , welche Themen bzw. Rucksack viele mit sich rumtragen, gab mir die Chance mich selbst zu hinterfragen und in vielen Dinge gütiger zu werden.
Der Prozess der dadurch entsteht, bringt Heilung und Menschen treten in dein Leben von denen es man nie vermutet oder angenommen hätte.
Ich kann dir zu deiner Arbeit nur gratulieren, schau dabei gut auf dich und genieße deine Rückmeldungen.
Liebe Grüße
Franz
PS. Inneres Kind, meine Erfahrung, je älter man wird , umso wichtiger ist es sich mit diesem auseinandersetzen
Viele unsere Pflastersteine die unsere Wege begleiten werden dadurch zu ebene Wege.
Eine tolle Parabel dazu sind di 5 Kapitel von der Portia Nelson
Da ist ein Loch in meiner Straße.
Ich baue diese immer bei meinen geführten Nachtwanderungen ein um den Menschen in der Stille was zum hinterfragen mit auf den Weg zu geben
Hallo Franz,
ja, da gebe ich dir absolut recht: Je älter wir werden, umso tiefer gehen die Schichten der Selbsterforschung. Wir finden immer mehr Pflastersteine, um unseren Weg zu ebnen 😉 . Danke für deinen Kommentar!
Barbara