Innere Zerrissenheit überwinden – 7 Strategien für mehr Ruhe und Klarheit
„Diese Wanderwoche auf Korsika, oh wie klingt das interessant. Mit anderen Bergziegen hoch hinauf…“ „Nein, nein, du möchtest doch mit deinem Mann einen gemütlichen Strandurlaub machen. Darauf freust du dich schon so lange. Mit viel Zeit zum Lesen und Faulenzen. Beides geht nicht meine Liebe.“
Hach, warum wollen diese inneren Stimmen in mir nie das gleiche? Diese innere Unruhe nervt und raubt Kraft.
Kommt dir das bekannt vor?
Ein Teil sehnt sich nach einem Partner während der andere freiheitsliebend das Weite sucht. Du willst einen neuen Job mit neuen Herausforderungen und der sicherheitsliebende Teil lässt dich am Sessel kleben.
Willkommen im Club: Innere Zerrissenheit ist menschlich und gehört zum Leben dazu. Aber sie kann unglaublich anstrengend sein. Sie bindet Energie, sie lähmt dich und behindert dein Wachstum.
Hier zeige ich dir 7 Strategien, wie du innere Zerrissenheit überwinden kannst – leicht und alltagstauglich.
1. Innere Zerrissenheit erkennen und annehmen
Der erste Schritt klingt simpel, ist aber entscheidend: Erkenne, dass innere Zerrissenheit da ist. Wenn du versuchst, das innere Chaos zu ignorieren, wird es lauter.
Frage dich lieber: Welche Stimmen melden sich da gerade? Beobachte vorurteilsfrei, ganz nach dem Motto: „aha, da ist …“
Die Abenteurerin, die etwas erleben will?
Oder die Sicherheitsliebende, die in jedem Lüftchen einen Sturm vermutet?
Die, die sich anlehnen will und Geborgenheit sucht?
Oder die, der ihre Autonomie heilig ist?
Begrüße jede Stimme freundlich, wie eine altbekannte Kollegin. Vielleicht magst du in weiterer Folge ein „Mitarbeiterinnen-Gespräch“ mit ihr führen? – Mehr dazu weiter unten.
Wenn du deine Gedanken schwarz auf weiß siehst, ordnen sie sich fast von alleine. Außerdem gewinnst du Abstand und du merkst, ob dich ein Gedanke beschwingt oder schwer macht.
Schreib alles auf, was dir in den Sinn kommt. Ganz wichtig: zensuriere nicht! Lass der Feder freien Lauf. Achte nicht auf richtig oder falsch! Korrigieren würde deinen Schreibfluss unterbrechen. Und ganz ehrlich: wen kümmert’s? Du schreibst schließlich nur für dich.
Atme tief durch, wenn du fertig bist. Öffne das Fenster, trink ein Glas Wasser und dann lese, was da steht. Vielleicht staunst du und fragst dich: Wer schreibt da aus mir?
3. Innere Zerrissenheit im Dialog ergründen
Du kannst noch tiefer gehen, und die Stimmen in dir in einen Dialog führen. Stell dir vor, die, die aus der Beziehung gehen will trifft die, die bleiben will im Kaffeehaus. Borge ihnen deinen Stift und lass sie argumentieren. Wenn du magst, kannst du ihnen einen Namen geben.
Ein Beispiel:
Die Autonome (A): „Jetzt schmeiß ihn endlich raus. Du hast etwas Besseres verdient“ Die Unsichere (U): „Aber wir fahren nächsten Monat auf Urlaub, da wird es bestimmt besser.“ A: Wie oft hast du das schon geglaubt. Und wie lange hielt die gute Stimmung? Zwei Tage? U: Ja, du hast recht. Aber …
Schreib drauf los, bis dir nichts mehr einfällt. Egal wie komisch die Argumente auch sein mögen, schreib einfach weiter.
4. Entscheidungen treffen: kleine Schritte statt radikaler Sprung
Vielleicht denkst du: „Entweder kündigen oder bleiben – mehr Optionen gibt’s nicht.“ Mach es dir zur Aufgabe, mindestens drei weitere Alternativen zu finden. Sei kreativ. Schreib sie auf, auch wenn sie dir noch so absurd vorkommen.
Ein Projekt in einem anderen Bereich übernehmen.
Weiterbildung neben dem Job.
Teilzeit starten, und nebenher etwas ganz anderes machen.
Die Abteilung wechseln.
Sag im Mitarbeitergespräch, dass du dir mehr Herausforderungen wünschst.
Wie kannst du deine Abenteuerlust stillen, ohne die Sicherheit komplett aufzugeben?
5. Nichts ist für ewig – Gelassenheit bei Entscheidungen
Die Idee, dass eine Entscheidung für immer gilt, ist Nahrung für die innere Zerrissenheit.
Verabschiede dich von dieser Idee. Kaum etwas ist endgültig.
Du darfst umkehren, anpassen, neu entscheiden.
Diese Haltung nimmt enorm viel Druck raus. Es ist erlaubt, sich zu irren. Die Menschheit ist durch Versuch und Irrtum weise geworden. Manches können wir gar nicht wissen, bevor wir es ausprobiert haben.
Deshalb mag ich den Spruch „Älter ist wie jung, nur besser“. Je älter wir werden, umso mehr wissen wir, was wir brauchen und was wir nicht mehr wollen.
6. Feedback einholen und neue Perspektiven gewinnen
Von einer dir nahestehenden Person
Wenn du dich einer Freundin anvertraust, bitte sie, zuerst mal nur zuzuhören und dann aus der Resonanz zu sprechen: Was fällt dir auf, wenn ich rede? Was kommt bei dir an?
Jemand, der dich gut kennt, weiß wie du tickst. Das kann Vorteil und Nachteil gleichermaßen sein. Die Gefahr besteht, dass auch Eigeninteressen mitspielen. Zum Beispiel kann dir deine Mutter von einem Jobwechsel abraten, weil sie dich in Sicherheit wähnen will.
Eine Person, die dich nicht so gut kennt
Jemand der dich nicht so gut kennt, zum Beispiel die Frisörin oder der Barkeeper, ist weniger voreingenommen und kann dir von daher besseres Feedback geben. Manchmal kann ein Satz eines Fremden deine Gedanken in völlig neue Richtungen lenken.
Professionelle Beratung
Für professionelle Beraterinnen und Therapeutinnen ist es gleich-gültig, ob du dich für A oder für B entscheidest. Sie unterstützen dich ohne Eigeninteresse deine wahren Bedürfnisse zu erkennen und Wege zu finden, diese zu befriedigen.
Eine bewährte Methode bei innerer Zerrissenheit ist das Tetralemma aus der Systemischen Strukturaufstellung. Eine Klientin kommentierte es kürzlich so: „Ich zermarter mir den Kopf, du stellst mich hier hin und plötzlich ist es sowas von sonnenklar“.
7. Beweg dich und die innere Zerrissenheit macht Pause
Wenn sich das Gedankenkarussell auf höchster Stufe dreht, begegne ihm mit Geschwindigkeit! Laufen. Radfahren. Walken. Egal was. Raus in die Natur und bewegen, so schnell, dass die Gedanken Pause machen müssen.
Als ich noch in Niederösterreich gewohnt hatte, war hinter meinem Haus ein kleiner Hügel. In nur 20 Minuten war ich oben und als ich wieder nach Haus kam, hatte ich fast immer eine Antwort gefunden. Oder die Frage hatte sich verflüchtigt.
Schreib gerne in den Kommentaren, was dir hilft, aus innerer Zerrissenheit auszusteigen.
Fazit: Innere Zerrissenheit überwinden und gelassener leben
Die Stimmen in dir zeigen, dass du vielschichtig, lebendig und entwicklungsfähig bist.
Stell dir neue Fragen: Statt „gehen oder bleiben“, frag dich, wie will ich mich fühlen? Was will ich erleben, warum bin ich auf diese Welt gekommen und womit will ich meine Lebenszeit verbringen? Sei ehrlich mit dir und sei dir gewiss: Du bist der wichtigste Mensch in deinem Leben. Dir muss es am besten gehen!
Wenn du bemerkst, dass dich die Schreibübungen nicht weiter bringen und du womöglich noch tiefer ins Grübeln kommst, hole dir bitte professionelle Unterstützung. Du kannst mir gerne eine Textnachricht oder eine E-Mail schreiben an barbara@barbarakast.at oder ein kostenloseses Erstgespräch online buchen.
Das Workbook „Mein innerer Kritiker und ich“ hilft dir im Umgang mit den kritischen Stimmen in dir.
„Deine erste Pflicht ist, dich selbst glücklich zu machen. Bist du glücklich, machst du auch andere glücklich.“
(unbekannt)
Zum Weiterlesen
Matthias Varga von Kibéd, Insa Sparrer: Ganz im Gegenteil. Tetralemmaarbeit und andere Grundformen systemischer Strukturaufstellungen. Carl-Auer Verlag, 12. A. 2023
Manuela Macedonia: Beweg dich! Und dein Gehirn sagt danke. Verlag Brandstätter, 4. A. 2019
Alexandra Peischer: Versuchen Sie es mal mit Schreiben. Carl-Auer Verlag, 2023
Hi, ich bin Barbara. Ich glaube daran, dass es unsere Bestimmung ist glücklich zu sein. Das Leben stellt uns oft vor Herausforderungen, damit wir uns weiterentwickeln. Manchmal kommt es zu dicht daher. Manchmal ist es zu viel. Du bist nicht allein. Du kannst dich unterstützen lassen.