Einleitung
In jedem System wirken unsichtbare Dynamiken, in einem Team genauso wie in Organisation und Familien. Beziehungen, Rollen, Loyalitäten und unausgesprochene Erwartungen prägen unser Handeln oft stärker als wir glauben.
Systemische Aufstellungen (Systemaufstellungen) helfen, diese verborgenen Zusammenhänge sichtbar zu machen. Durch die räumliche Darstellung eines Systems entsteht ein „Bild“, das emotionale und strukturelle Muster offenlegt und neue Perspektiven ermöglicht.
Aufstellungsarbeit basiert auf den Prinzipien des systemischen Denkens: Alles steht miteinander in Beziehung, und jede Veränderung an einem Punkt wirkt auf das Ganze, vergleichbar mit einem Mobile: Wird ein Element bewegt, bewegen sie alle anderen mit.
Aufstellungen werden heute in Therapie, Coaching, Supervision und Organisationsentwicklung eingesetzt, um Klarheit, Orientierung und Lösungsimpulse zu gewinnen.
Dieser Artikel zeigt, wie professionelle Aufstellungsarbeit funktioniert, welche Wirkung sie entfalten kann und wo ihre Grenzen liegen.
Was sind Systemaufstellungen?
Ursprung und Entwicklung
Die Methode der systemischen Aufstellungen hat ihre Wurzeln in verschiedenen psychotherapeutischen, soziologischen und philosophischen Ansätzen des 20. Jahrhunderts.
Das Psychodrama von Jakob Levy Moreno, die systemische Familientherapie von Virginia Satir, die Hypnotherapie von Milton Erickson und die Gestalttherapie von Fritz und Lore Perls sind nur einige der weit verzweigten Wurzeln der Systemaufstellungen.
Steve de Shazer und Insoo Kim Berg betonten, dass Probleme selten nur in einer Person liegen, sondern im Beziehungssystem, in dem sie lebt.
Bert Hellinger trug dazu bei, Familienaufstellungen publik zu machen. Seine rigide und dogmatische Arbeitsweise brachte die Methode allerdings in Verruf und viele distanzierten sich von ihm, allen voran der Verband Systemische Gesellschaft in einer öffentlichen Erklärung.
Gunthard Weber verfeinerte die Methoden und Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd entwickelten neue Ansätze wie die Systemischen Strukturaufstellungen.
Eine Methode für Beratung, Coaching und Organisationsentwicklung
Aufstellungsarbeit hat sich zu einem effizienten Werkzeug in Coaching, Supervision und Organisationsberatung etabliert. Die Anwendungsfelder sind vielfältig.
So können zum Beispiel Konflikte in Teams, unpassende Strukturen oder Abhängigkeiten sichtbar gemacht und Veränderungswege gefunden werden. Unbewusste Loyalitäten, übernommene Glaubenssätze und andere Blockaden können aufgezeigt und gelöst werden.
Ziel ist es, Muster und Spannungen zu erkennen, die im Alltag oft unbewusst wirken – und daraus neue Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln.
Grundprinzipien systemischer Aufstellungen
- Alles steht in Beziehung: Kein Element existiert isoliert. Eine Veränderung an einem Punkt verändert das gesamte System.
- Ordnung und Zugehörigkeit: Systeme funktionieren, wenn alle Elemente ihr Recht auf Zugehörigkeit und ihr Platz zuerkannt wird und die zeitlichen Reihenfolge anerkannt wird
- Ausgleich von Geben und Nehmen: Beziehungen geraten aus dem Gleichgewicht, wenn dieser Fluss gestört ist.
- Wirkung durch Wahrnehmung: Aufstellungen schaffen neue Perspektiven, nicht durch Rationalisierung, sondern durch das Erleben räumlicher Bilder.
Systemische Aufstellungen sind somit keine klassische Gesprächstherapie, sondern eine erlebnisorientierte Methode. Innere Bilder werden „in den Raum gestellt“, so wird Unsichtbares sichtbar und eröffnet den Weg zu Klarheit, Verständnis und Veränderung.
Formen von Systemaufstellungen
Systemische Aufstellungsarbeit hat sich in viele Formen und Anwendungsfelder differenziert. Die bekanntesten sind Familien-, Organisations- und Strukturaufstellungen. Sie alle basieren auf denselben Grundprinzipien, unterscheiden sich aber in Kontext und Ziel.
Je nach Herangehensweise und Arbeitsschwerpunkt etablierten sich neue Bezeichnungen, wie „Ressourcenaufstellung“, „astrologische Aufstellung“, „Inners-Kind-Aufstellung“ und andere.
Im Artikel Das bunte Feld der Systemaufstellungen habe ich einige davon beleuchtet.
Alle Formen haben eines gemeinsam: Sie nutzen Räume und Stellvertretung, um Wahrnehmung zu vertiefen und systemische Zusammenhänge erfahrbar zu machen.
Aufstellungsarbeit ist in der Gruppe und im Einzelsetting möglich.
Ablauf einer systemischen Aufstellung in der Gruppe
Der Ablauf kann je nach Methode und Leitungsstil leicht variieren – doch die grundlegende Struktur ähnelt sich immer.
Im Folgenden beschreibe ich meine Vorgangsweise für eine Systemaufstellung in der Gruppe:
1. Anliegenklärung
In einem Vorgespräch – üblicherweise ein- bis zwei Tage vor der Aufstellung – klären wir gemeinsam das Thema und das Ziel. In welchen Bereich deines Lebens möchtest du eine Verbesserung? Was soll anderes werden?
Ein paar Beispiele:
- „Ich möchte meine Beziehung zu meinem Vater besser verstehen.“
- „Ich will herausfinden, warum Entscheidungen im Team ständig blockiert werden.“
- „Ich suche Klarheit über meinen nächsten beruflichen Schritt.“
Mehr Ideen, wann Systemaufstellungen hilfreich sein können, findest du in meinem Artikel „33 Gründe, warum Systemaufstellungen dein Leben verändern können.“
Gemeinsam einigen wir uns auf die Elemente, die aufgestellt werden.
- Das können Personen sein, zB: Vater, Mutter, Bruder, Oma, Chefin, Kollege, Kunde, …
- Innere Anteile, zB: der innere Richter, das innere Kind, das Stehaufmännchen, das Ich und das Selbst, …
- Ressourcen, Hindernisse, Gefühle, zB: Die Kraft, die Angst, das Vertrauen, die Blockade, die Liebe, das Erbe, ..
- Körperteile, Kopf-Herz-Bauch, …
- Räume und Orte, zB: Das Haus, die Firma, das Dorf xy, der Weg, mein Arbeitsplatz …
- Im Organisationskontext: Die Abteilungen, die Firma, die Mitbewerber, die Kundinnen, ….
Wie erörtern gemeinsam, welche Elemente hilfreich sein könnten, um zu einer guten Lösung zu finden.
Du brauchst jedoch keine Angst zu haben, etwas zu vergessen. Die Aufstellung wird es zeigen und während der Aufstellung kann immer noch etwas dazu geholt werden.
2. Die Aufstellung in der Gruppe
Am Aufstellungstag kommen Interessierte zu einer Gruppe zusammen. Viele Teilnehmer*innen waren schon mehrmals bei einem meiner Aufstellungsworkshop. Ich sorge für eine vertrauensvolle Atmosphäre und leite eine Konzentrierungsübung an, damit alle Anwesenden fokussiert sind.
Die Teilnehmenden wissen (üblicherweise) nichts über das Thema und das System, das aufgestellt wird.
Warum sich Menschen als Repräsentant*innen zur Verfügung stellen, und welchen Nutzen sie daraus ziehen, habe ich im Artikel „Wann ist eine Systemaufstellung sinnvoll“ beschrieben.
3. Auswahl der Repräsentant*innen oder der Elemente
Du wählst jetzt aus den anwesenden Personen aus und bittest sie, als Repräsentant*in für deine Aufstellung zur Verfügung zu stehen.
Repräsentant*innen stehen jeweils für eine Person, ein Gefühl oder einen Aspekt des Systems.
Die Teilnehmerinnen habe auch die Möglichkeit, abzulehnen, wenn es sich für sie nicht stimmig anfühlt. Das kommt selten vor.
4. Aufstellen im Raum
Wenn alle ausgewählt sind führst du die Elemente intuitiv in den Raum. Es gibt kein richtig und falsch.
Du kannst dich nun an den Rand setzen, und dem Geschehen zusehen.
Schon die räumliche Anordnung (Beziehungsabstände, Blickrichtungen, Spannungen) gibt Auskunft über das Zusammenspiel der Elemente untereinander.
Die Repräsentant*innen schildern der Reihe nach, wie sie sich an ihrem Platz fühlen, ohne zu interpretieren.
5. Wahrnehmung und Intervention
Meine Aufgabe ist, die Aufstellung zu begleiten. Ich leite also nicht, sondern die Repräsentant*innen agieren im „wissenden Feld“. Repräsentant*innen bekommen zum Beispiel Körperreaktionen, die nichts mit der eigenen Person zu tun haben, oder sie erleben Sympathien oder Antipathien zu anderen aufgestellten Personen. Wir sprechen von „repräsentierender Wahrnehmung“ (Varga von Kibéd & Sparrer).
Durch Veränderungen im System verändern sich diese Empfindungen oft augenblicklich.
Mit behutsamen Interventionen bringe ich Bewegung ins System um Konstellationen zu finden, die sich besser anfühlen. Ich stelle Fragen, schlage rituelle Sätze vor, gebe Elementen einen neuen Platz und leite symbolische Handlungen an, wie zum Beispiel das „Rückgaberitual“.
Nicht selten passiert es, dass etwas aus der Vergangenheit zu uns gelangt ist, das nicht zu uns gehört. Solch „schwere Last“ können wir in der Systemaufstellung symbolisch unseren Vorfahren zurück geben. Dabei ist es nicht erforderlich, „das Schwere“ genau zu benennen. Unser System weiß um Dinge, für die wir manchmal keine Worte haben.
6. Das Wissende Feld
Wie schon erwähnt, müssen Repräsentant*innen weder etwas über das zu untersuchende System noch über das Anliegen, das aufgestellt wird, Bescheid wissen. Ich mache das Vorgespräch in der Regel ohne die Gruppe, um Interpretationen weitestgehend auszuschalten.
Sobald eine Person in das Aufstellungsfeld geführt wird, schlüpft sie automatisch in die Rolle, sie wird zum „Resonanzkörper für dahinterliegendes Wissen“ (Gehlert). Teilnehmende verwenden oftmals selbst die Wortwahl der Person, für die sie aufgestellt werden, ohne diese Person zu kennen.
Die Frage, wie Repräsentant*innen wissen, was sie rational gar nicht wissen können, konnte bisher noch nicht befriedigend beantwortet werden. Darüber, wie und warum dieses „wissende Feld“ funktioniert, forscht die Wissenschaft noch immer.
Das morphogenetische Feld ist ein Erklärungsversuch.
5. Integration und Nachbesprechung
Die Aufstellung ist zu Ende, wenn für jedes Element ein passender Platz gefunden wurde; wenn integriert ist, was dazugehört und getrennt, was zu trennen war.
Am Schluss kommst du selbst in die Aufstellung, nimmst den Platz deines Repräsentanten/ deiner Repräsentantin ein und erspürst erstmals das neue Gefühl.
Alle Repräsentant*innen werden entrollt und es gibt eine kurze Reflexionsrunde. Kurze Schreibeinheiten mit poesietherapeutischen Impulsen helfen allen Teilnehmenden die Erkenntnisse aus der Aufstellung nachhaltig zu integrieren.
Manche Aufstellungen wirken unmittelbar, andere entfalten ihre Wirkung langsam über Wochen oder Monate. Manchmal ist ein Nachgespräch hilfreich, um noch mehr Klarheit zu bekommen.
„Eine Aufstellung ist wie ein Gemälde. Du kannst es einrollen und mit nach Hause nehmen und jedesmal, wenn du es betrachtest, entdeckst du vielleicht neue Aspekte.“
(Mathias Varga von Kibèd)
Ich kann dir im Vorfeld nicht sagen, was in der Aufstellung passiert. Ich kann dir aber versprechen, dass ich achtsam vorgehe, deine Integrität wahre und mich am vereinbarten Ziel orientiere. Während ich mit den Repräsentant*innen beschäftigt bin, behalte ich dich und deine Reaktionen immer im Blick und halte mit dir Rücksprache.
Am Ende der Aufstellung achte ich darauf, dass alle, die eine Rolle inne hatten, sich wieder gut entrollen. Üblicherweise geht das leicht, manchmal ist noch eine Intervention erforderlich. Es kann sein, dass sich eigene Betroffenheit mit dem Erleben aus der Rolle mischt. Dann gilt es, zu trennen, was zu trennen ist und zu integrieren, was zu integrieren ist.
Als Aufstellungsleiterin fühle ich mich nicht nur der Anliegenbringerin/demAnliegenbringer verpflichtet, sondern allen Teilnehmenden und biete gegeben falls auch da ein Nachgespräch an.
Systemische Aufstellung im Einzelsetting
Wenn von Systemaufstellung gesprochen wird, meinen wir meistens das Aufstellen in der Gruppe. Es gibt auch zahlreiche Möglichkeiten im 1:1 Setting aufzustellen. Dabei schlüpfst du selbst in die verschiedenen Rollen. Die Vorbereitung ist wie oben beschrieben. Ich leite dich dann an, Repräsentant*in zu sein, und du wanderst die einzelnen Elemente durch.
Dazu gibt es verschiedene Herangehensweisen:
- Der Klassiker ist das Sysembrett – du wählst aus Figuren die Elemente für die Aufstellung.
- Bodenanker – das können Zettel sein, auf die du den Namen der Elemente schreibst, oder Filzscheiben und Ähnliches.
- Sessel verwende ich auch immer wieder gerne, auf denen du die einzelnen Positionen einnehmen kannst.
- Auch Naturmaterialien und anderes mehr können verwendet werden.
Vorteile und Nachteile gegenüber der Aufstellung in der der Gruppe
Der Vorteil ist, dass du selbst jede Position spüren kannst. Ein Nachteil kann sein, dass durch zu viele Emotionen ein Thema in mehrere Etappen behandelt werden muss.
Menschen, die sehr „kopfgesteuert“ sind, fällt es oft schwer, sich auf die Empfindungen der Rolle zu konzentrieren und die eigenen Interpretationen los zu lassen.
Bei der Aufstellung in der Gruppe werden Auswirkungen von Veränderungen auf andere unmittelbar spürbar.
Arbeit mit dem Systembrett ist auch online möglich, dazu wurde von Georg Breiner ein eigenes Programm entwickelt.
Wirkung und Nutzen von Systemaufstellungen
Systemische Aufstellungen wirken vor allem durch Erkenntnis, emotionale Klärung und neue Perspektiven. Sie ermöglichen, das eigene Anliegen nicht nur zu verstehen, sondern körperlich und emotional zu erleben.
Zu sehen, wie manche Zusammenhänge wirken, zu hören, wie sich einzelne Elemente des Systems fühlen, bringt Klarheit und trägt zur Lösung von Blockaden bei.
Wie wirken Systemaufstellungen?
Wie bereits oben beschrieben beruht die Methode darauf, dass Stellvertreter*innen in einer Aufstellung Gefühle und Haltungen repräsentieren, die realen Personen oder Systemelementen entsprechen.
Durch diese Perspektive werden Spannungen, Verstrickungen oder verdeckte Bindungen sichtbar.
Wichtiger als „die Wahrheit“ ist das Erleben einer stimmigen Bewegung: Wenn ein System in Balance kommt, fühlen sich Beteiligte erleichtert, klarer oder innerlich ruhiger.
„Wir können verstehen, was besser heißt, ohne zu wissen, was gut heißt.“
(Steve de Shazer)
Mögliche Wirkungen
- Klarheit über Beziehungen und wiederkehrende Muster
- Lösung von Loyalitätskonflikten (z. B. zwischen Familie und Beruf)
- Emotionale Entlastung und Verständnis für andere Positionen
- Neue Handlungsoptionen und innere Versöhnung
- Verbesserung von Team- und Kommunikationsprozessen im beruflichen Kontext
Viele Teilnehmende berichten, dass eine Aufstellung nachhaltig weiterwirkt – oft über Wochen oder Monate.
Die eigentliche Veränderung entsteht nicht während der Aufstellung, sondern durch Integration und Reflexion im Alltag.
In meinem Artikel „33 Gründe für Systemaufstellungen“ findest du noch weitere mögliche Wirkungen.
Kritik und wissenschaftliche Perspektive
Wie bei jeder Methode gibt es auch zu systemischen Aufstellungen unterschiedliche Einschätzungen. Anfang der 21. Jahrhunderts wurde Aufstellungsarbeit in die „esoterische Ecke“ geschoben. Vor allem wegen der fehlenden Erklärung um das intuitive Wissen der Repräsentan*innen betrachten Kritiker*innen sie mit Skepsis.
Häufige Kritikpunkte
- Mangelnde wissenschaftliche Evidenz:
Es gibt bislang wenige Studien, die die Wirksamkeit empirisch belegen. Die Frage nach dem „warum wirken Aufstellungen“ blieb bislang unbeantwortet. - Gefahr der Suggestion:
Unerfahrene Leitung kann unbewusst Deutungen vorgeben oder emotionale Prozesse überfordern. - Verwechslung mit Esoterik:
Manche Anbieter:innen vermischen Aufstellungen mit spirituellen Konzepten, was die Methode in Verruf bringt. - Fehlende Nachsorge:
Intensive emotionale Prozesse benötigen Begleitung – die in offenen Gruppen nicht immer gewährleistet ist.
Wissenschaftliche Forschung
In den vergangen Jahren wurde die Forschung zur Wirksamkeit von Systemaufstellungen forciert. Empirische Studien belegen, dass Aufstellungen zu Selbstklärung, emotionaler Entlastung und besserer Beziehungswahrnehmung beitragen können.
Die Autoren der ‚Heidelberger Studie‘ 2013 von Dr. Jan Weinhold u.a.: Forschungsprojekt Systemaufstellungen fassen die Ergebnisse wie folgt zusammenfassen:
- verbesserten psychischen Befindlichkeit und geringeren Belastung,
- verminderten Inkongruenz
- höherer Grad der Erreichung subjektiver Ziele
- verbessertes Systemerleben
Das Forschungsteam beschreibt, dass es sich dabei „um statistisch kleine und mittlere Effekte, die sich sowohl nach zwei Wochen als auch nach vier Monaten zeigen“ handelt. (Weinhold u.a.)
In wissenschaftlich fundierten systemischen Ausbildungen, wie etwa in der Supervision, Organisationsentwicklung oder der systemischen Therapie wird Aufstellungsarbeit heute vielfach integriert.
Fachgesellschaften
Fachgesellschaften haben Qualitätsstandards, Ethikrichtlinien und Ausbildungsrahmen entwickelt, um die Methode zu professionalisieren und weiter zu entwickeln.
Die bekanntesten Fachgesellschaften sind:
- Deutsche Gesellschaft für Systemaufstellungen (DGfS)
- Systemische Gesellschaft (SG)
- DGSF – Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie
- SyStconnect – Vereinigung der StrukturaufstellerInnen
- Österreichisches Forum Systemaufstellungen (ÖfS)
Fazit zur Forschung
Systemaufstellungen sind kein Ersatz für Psychotherapie, sondern ein ergänzendes, erlebnisorientiertes Instrument. Entscheidend ist die Haltung der Leitung: achtsam, respektvoll, transparent und ohne Heilsversprechen.
Achte auch darauf, dass die Leiterin/der Leiter auf eine fundierte Ausbildung verweisen kann.
Woran erkennt man seriöse Aufstellungsleiter*innen?
Da der Begriff „Aufstellung“ nicht geschützt ist, ist es umso wichtiger, sich an qualifizierte Fachleute zu wenden.
Aufstellungsarbeit ist eine Methode in Beratung und Supervision. Es ist also auch darauf zu achten, welche Grundausbildung (Psychosoziale Beratung, Supervision, Mediation, Psychotherapie) der/die Aufstellungsleiterin hat.
Systemaufstellungen können in kurzer Zeit viel aufzeigen und Veränderungen einleiten, ohne die gebotene Sorgfalt jedoch auch Schaden anrichten.
Damit du gut aufgehoben bist, achte bei der Wahl des Leiters/der Leiterin auf:
- Fundierte Ausbildung
- Supervision & Selbsterfahrung als Teil des Lernprozesses
- Klare Ethik und Grenzen: keine Diagnosen, keine Heilsversprechen
- Achtsamer, transparenter Umgang mit Emotionen
- Nachbesprechung oder Begleitung nach der Aufstellung
Systemische Aufstellungen in der Praxis
Systemaufstellungen finden heute in vielen Kontexten Anwendung – weit über die klassische Therapie hinaus.
In der Psychotherapie und Beratung
Aufstellungen sind ein gängiges Instrument, um Beziehungsmuster sichtbar zu machen und unbewusste Dynamiken zu bearbeiten. Dabei stehen nicht „Lösungen“ im Vordergrund, sondern Erkenntnis und innere Bewegung.
Aufstellungen können auch mit anderen Methoden kombiniert werden – etwa mit innerer Kind-Arbeit, Gestalttherapie, Poesietherapie.
Im Coaching und in Organisationen
Im Coaching helfen Aufstellungen, komplexe Fragen zu klären:
- Teamkonflikte oder Rollenunklarheit
- Führungsfragen oder Strategieentscheidungen
- Organisationskultur und Wertearbeit
Organisationsaufstellungen werden zunehmend von Führungskräften, Berater*innen und Mediator*innen eingesetzt, um Entscheidungsprozesse zu unterstützen oder Strukturen zu visualisieren.
In Bildung, Pädagogik und Gesundheit
Auch in Schulen, Kliniken und Bildungseinrichtungen werden systemische Prinzipien genutzt – etwa zur Teamreflexion, Fallbesprechung oder Selbstklärung von Fachkräften.
Hier dienen Aufstellungen weniger der Therapie, sondern dem besseren Verständnis systemischer Zusammenhänge.
Fazit – Systemisches Denken als Haltung
Systemische Aufstellungen sind mehr als nur eine Methode – sie sind Ausdruck einer systemischen Haltung, die Beziehungen, Kontexte und Wechselwirkungen in den Mittelpunkt stellt.
Sie zeigen, dass Veränderung nicht durch Schuldzuweisung entsteht, sondern durch Verstehen, Anerkennen und neue Perspektiven.
Ob in Familie, Beruf oder Organisation – Aufstellungen können helfen, Zusammenhänge sichtbar und Veränderung möglich zu machen.
Entscheidend ist, wie sie durchgeführt werden: achtsam, verantwortungsvoll und mit professioneller Begleitung.
Eine gute Aufstellung öffnet den Raum für Verständnis – nicht für Urteil.
Sie zeigt, wie eng alles miteinander verbunden ist – und dass Klarheit oft dort entsteht, wo wir beginnen, das Ganze zu sehen.
Zum Weiterlesen/Quellen
- Gehlert, T.: System-Aufstellungen und ihre wissenschaftliche Begründung. Verlag Springer (online verfügbar)
- Varga von Kibéd, M. / Sparrer, I.: Ganz im Gegenteil – Einführung in die Strukturaufstellungen, Verlag Carl Auer
- Sparrer, I.: Wunder, Lösung und System. Lösimgsfokussierte Systemische Strukturaufstellungen für Theorie und Organisatinsberatung. Verlag Carl Auer.
- Daimler, R: Basics der Systemischen Strukturaufstellungen, Verlag Kösel
- Simon, F. B.: Einführung in die systemische Therapie und Beratung. Carl Auer
- Hartung S, Spitta W.: Lehrbuch der Systemaufstellungen, Verlag Springer
- Weinhold et.al.: Wirksamkeit von Systemaufstellungen: Explorative Ergebnisse der Heidelberger RCT-Studie





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